Männer, wir lieben euch, wenn wir in einer Beziehung mit euch sind. Wirklich! Aber es gibt eine Situation, da könnten wir zur Mörderin werden. Zur Schlafzimmermörderin genauer gesagt. Und es gibt einen guten Grund, den sicher jede verständnisvolle Richterin als Freispruch durchgehen lassen würde: Wir müssen den Feind in unserem Bett endlich zum Schweigen bringen!
Es ist 3 Uhr nachts. Tom und ich waren bis vor einer halben Stunde auf der Einweihungsparty von Susi und Felix. Natürlich mussten die Jungs mal wieder diverse Kurze durcheinander trinken, selbstverständlich begleitet von dem Begrüßungssekt, ein oder zehn Longdrinks und diversen Bierchen. Ich habe nur gesehen, dass Tom und Felix immer lustiger wurden und sich in ihren Händen Flaschen, kleine und große Gläser mit unterschiedlich farbigen Inhalten munter abwechselten. Kann mir eigentlich schnuppe sein, er ist ja alt genug. Aber am Ende muss ICH es ausbaden. Nämlich genau JETZT.
Mit mindestens 90 Dezibel rattert es neben mir im Bett. Chrrrrrrr … ccchrrrrrr … CHRRRROOOOAAA … „Bei dem Geschnarche kann doch kein Mensch schlafen!!!“, denke ich genervt und knuffe Tom in die Seite. Er murmelt im Schlaf irgendwas Unverständliches und dreht sich auf die andere Seite. Ruhe! Herrlich! Doch zu früh gefreut. Nach gefühlten 30 Sekunden geht es wieder los.
Chrrrrrrr … ccchrrrrrr … CHRRRROOOOAAA …
Diesmal zwicke ich meinen sonst über alles geliebten Schatz in den Oberarm. Er schreckt auf, dreht sich verschlafen in meine Richtung (die Bier-Kurzer-Rum-Wasauchimmer-Fahne ist nicht zu überriechen) und fragt „Was ist denn?“ – „Ich kann nicht schlafen, DU schnarchst!“ – „Oh sorry“, murmelt er und wechselt wieder die Position.
Ich lasse gerade den Tag Revue passieren, bin gedanklich völlig versunken und kurz vorm Einpennen bis ich von einem mir sehr bekannten Geräusch geweckt werde: Chrrrrrrr … ccchrrrrrr … CHRRRROOOOAAA … Sind mörderische Gedanken eigentlich auch schon strafbar?
„Man, Tom, so kann ich nicht schlafen“, brülle ich schon fast und reiße damit Tom aus seinem Schlaf. „Ach, habe ich wieder geschnarcht?“, fragt er. „Sorry!“ Und schon schläft er wieder ein.
Minütlich grüßt das Murmeltier. So geht es eine geschlagene dreiviertel Stunde weiter, bis ich schließlich die Nachttischlampe anknipse und Tom entnervt bitte, die weitere Nacht auf dem Sofa zu verbringen. Mit Kopfkissen und Bettdecke bewaffnet steht er auf, drückt mir im Halbschlaf noch einen Kuss auf die Nase (den Mund hat er mangels Nüchternheit verfehlt) und verlässt mürrisch unser Schlafzimmer. Die Ruheoase ist endlich eröffnet und lädt zum Schlafen ein!
Doch ich kenne das Spiel schon. Es wird noch mindestens eine Stunde dauern bis ich im Schlummerland bin. Denn jetzt bin ich hellwach von dem ganzen Schubsen, Stupsen, Zwicken und Nörgeln. Ich atme tief ein, knipse die Lampe wieder an und löse ungefähr fünf Kreuzworträtsel, bis mir der Kuli aus der Hand und das Heft auf die Nase fallen.
Was ist die Lösung des Problems? Vielleicht reicht es ja, wenn wir nächstes Mal Toms Zäpfchen und Gaumensegel mit Wodka betäuben. Obwohl – bei der Menge, die er getankt hat, hätte das ja schon wirken müssen. Nasenpflaster? Das klebt er sich nicht freiwillig ins Gesicht. Ich hab’s! Nächstes Mal schieße ich mich selbst bis zur Besinnungslosigkeit ab. Dann schlafe ich bestimmt vor Tom seelenruhig ein – und er wird hoffentlich nicht zum Schlafzimmermörder, weil ich schnarche.